Steinbrüche können wichtige Lebensräume sein

Schwäbische, 25.07.2017

Römerstein sz Der Unesco Geopark Schwäbische Alb hat kürzlich Besuch aus Berlin erhalten: CDU-Bundestagsabgeordneter Michael Donth hat seinen Parteikollegen Klaus-Peter Schulze auf die Schwäbische Alb in seine Heimatgemeinde eingeladen und den Steinbruch Rösch in Zainingen besucht. Beide Bundespolitiker sind große Unterstützer des Geoparks und wichtige Akteure im Geopark-Netzwerk. Denn beide gehören Tourismus-Ausschuss des Bundestags an. Dazu ist Klaus-Peter Schulze aus dem Wahlkreis Spree/Neiße im Umweltausschuss für die Großschutzgebiete zuständig – und damit auch für die Geoparks.

Siegfried Roth, der Geschäftsführer des Geoparks Schwäbische Alb, und sein Mitstreiter Heinz Sprenger vom Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE) nutzten den Besuch der Bundespolitiker, um auf eine Misere des Geoparks vor allem im finanziellen Bereich aufmerksam zu machen.

„Der ISTE ist sozusagen mit Kindsvater des Geoparks. Die Fachgruppe Naturstein, zu der auch Dieter Rösch vom Steinbruch Zainingen und Merklingen gehört, hat Geld in die Hand genommen, um den Geopark Schwäbische Alb überhaupt möglich zu machen, “ erklärt Sprenger. Der Industrieverband habe die Anschubfinanzierung geleistet, nun solle das Land seinen Pflichten nachkommen.

ISTE und Geopark arbeiten eng zusammen. „Oft haben Steinbrüche eher einen schlechten Ruf“, weiß Siegfried Roth. „Man sieht nur den Dreck, hört den Lärm und nimmt den Steinabbau als Wunde in der Natur wahr.“ Mit engagierter Öffentlichkeitsarbeit und vielen Aktionen jedoch zeigen Geopark und ISTE auf, das dem so nicht sei, dass gerade Steinbrüche wichtige Lebensräume sind.

Denn ein Geopark ist mehr als ein Schutzgebiet. Er lässt einerseits traditionellen Wirtschaften zur Gewinnung von Stein und Erde zu, gleichzeitig bietet er ein einmaliges Biotop für hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen, die auf den kargen Lebensraum im Fels angewiesen sind.

Umso unverständlicher ist es für die Akteure, dass beispielsweise der Nationalpark Schwarzwald üppigst unterstützt werde, der Unesco Geopark jedoch keine Landesförderung erhalte, trotz seiner weltweit anerkannten Wertigkeit. Zwar stünde ein Bekenntnis zum Geopark im Koalitionspapier der Landesregierung, doch finanziell sei dies jedoch nicht erkennbar. Der Geopark finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und der Unterstützung des ISTE, der Verband steuert zehn Prozent zum Haushalts bei.

Zumal sich auch der Unesco-Geopark international behaupten muss. „In China gibt es einen Geopark, der nur ein Fünftel unserer Fläche hat, doch arbeiten dort über 100 Mitarbeiter. Diese Arbeit müssen wir hier zu zweit erledigen und werden dennoch mit dem gleichen Maßstab bewertet“, gibt Roth zu bedenken. Und in zwei Jahren steht die Rezertifizierung des Geoparks. „Da wird dann geprüft, ob wir auch allen Ausgaben eine Unesco-Geoparks zuverlässig nachkommen“, blickt Roth schon in die Zukunft.

 

Unesco Global Geoparks

Im November 2015 hat die Unesco mit den Unesco Global Geoparks eine weitere Kategorie von Unesco -Stätten – neben den Welterbestätten und den Biosphärenreservaten – geschaffen.

Unesco Global Geoparks sind Gebiete mit geologischen Stätten und Landschaften von internationaler geowissenschaftlicher Bedeutung. Diesen Wert machen die Unesco Gobal Geoparks durch ein ganzheitliches Konzept von Bildung, Schutz und nachhaltiger Entwicklung erlebbar, für Bewohner wie für Besucher. Diese Geoparks fördern Identifikation mit der Region, Tourismus und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Sie machen Herausforderungen des globalen Wandels in der Region zum Thema – immer unter Rückbezug auf das besondere geologische Erbe in Verbindung mit dem jeweiligen Kultur- und Naturerbe.

Derzeit gibt es 127 Unesco Global Geoparks in 35 Ländern, sechs davon in Deutschland: Bergstraße-Odenwald, Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen, Schwäbische Alb, Teutoburger Wald und dem Wiehengebirge, Vulkaneifel sowie der deutsch-polnische Geopark Muskauer Faltenbogen/Łuk Mużakowa.

Die Schwäbische Alb: bescheiden und dennoch eine Region der Superlative

Der Unesco-Geopark Schwäbische Alb beherbergt neben dem Unesco-Biosphärengebiet die Unesco-Weltkulturerbestätte mit den Höhlen im Ach- und Lonetal.

weitere Infos im Internet unter www.geopark-alb.de

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