Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung blieben am 14. Juni bundesweit zahlreiche Apotheken geschlossen. Darunter auch die List-Apotheke in Reutlingen. Den Inhabern Gabriele Glessing und Ruben Walter ist dieser Schritt nicht leicht gefallen. Sie haben sich deshalb an die Bundes- und Landespolitiker im Landkreis Reutlingen gewandt, um auf die schwierige Situation der Apotheken aufmerksam zu machen. Michael Donth ist diesem Hilferuf gefolgt.
Für das engagierte Inhaberteam Gabriele Glessing und Ruben Walter ist ihr Beruf auch ihre Berufung. Neben der persönlichen Beratung und Betreuung ihrer Kunden und dem alltäglichen Geschäft stehen seit Jahren Medikamentenengpässe auf der Tagesordnung. Viele Telefonate – auch mit dem Ausland – und enormen zeitlichen Aufwand koste es, bis das fehlende Medikament gefunden werde. Für die Bestandteile des gängigen und beliebten Schmerzmittel Ibuprofen gibt es weltweit nur sechs Hersteller, weshalb es beständig Lieferengpässe gibt. 11,0 % ihrer Arbeitszeit wenden die Beschäftigten der Apotheken mindestens dafür auf, um Lieferengpässe zu managen. All das ohne finanziellen Ausgleich, denn für ein verschreibungspflichtiges Medikament bekommt der Apotheker einen Fixbetrag, egal wie lange er braucht, um dieses dem Kranken zu beschaffen. „Die Einnahmesituation wird immer schlechter (unter anderem durch Mitarbeiter- und Sachkosten), während die Honorare für Apotheker seit 20 Jahren nicht angepasst wurden“, erklären die Inhaber der List-Apotheke.
Es gehe aber nicht allein um diese Anpassung der Honorare, sondern vor allem um Flexibilität und Entbürokratisierung. Bei fehlenden Medikamenten müssten die Apotheken selbst entscheiden dürfen, ein nicht verfügbares Präparat gegen ein wirkstoffgleiches austauschen zu können.
„Zu Recht legen die Apothekerinnen, Apotheker und ihre Fachangestellten den Finger in die Wunde und zeigen auf, wo es derzeit am meisten hakt“, so Michael Donth. „Ich stehe voll hinter den Forderungen nach einer besseren Vergütung, mehr Flexibilität und weniger Bürokratie. Denn gerade in den letzten Jahren und Monaten haben unsere Apothekerinnen, Apotheker und ihre Fachangestellten vor Ort wieder einmal gezeigt, dass sie unersetzlich sind. Sie tun alles in ihrer Macht stehende, um die wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln für die Patientinnen und Patienten sicherzustellen.
Die unionsgeführten Bundesregierungen haben sich in der Vergangenheit immer wieder für die Stärkung der Apotheken vor Ort einsetzt. Etwa bei der Durchsetzung der neuen pharmazeutischen Dienstleistungen wie das Impfen oder Blutdruck messen. Auch die Erhöhung des Nacht- und Notdiensthonorars, die Aufschläge für die Abgabe von Betäubungsmitteln und von besonders dokumentationsaufwändigen Arzneimitteln sowie die Anpassung bestimmter Rezepturzuschläge konnten wir erreichen“, so der Bundestagsabgeordnete. Zuletzt brachte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion Anfang des Jahres einen entsprechenden Leitantrag im Deutschen Bundestag ein. Dieser enthält konkrete Lösungsvorschläge für eine sichere Arzneimittelversorgung und gegen künftige Lieferengpässe.
„Wir fordern als Union bereits seit Monaten einen Beschaffungsgipfel, auf dem kurz- und mittelfristige Maßnahmen für alternative Beschaffungsmöglichkeiten von Medikamenten aus dem Ausland diskutiert werden. Daneben brauchen wir ein Frühwarnsystem für künftige Engpässe und müssen es den Apotheken und dem pharmazeutischen Großhandel zeitnah ermöglichen, sich vor Engpässen besser präventiv wappnen zu können. Außerdem muss die Produktion von Arzneimitteln wieder nach Europa geholt werden.“ Die Gesetzesvorhaben der Ampel-Bundesregierung würden hierzu keine Abhilfe schaffen“, so der CDU-Bundestagsabgeordnete abschließend.