In einem gemeinsamen Brief an Manne Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württember, fordern die CDU-Abgeordneten aus Bund und Land im Landkreis Reutlingen, die Notfallpraxis in Münsingen dringend zu erhalten.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) präsentierte heute ihre Pläne zur Neustrukturierung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Nach dieser sollen weitere 17 Notfallpraxen im Land geschlossen werden. Auch der Standort Münsingen ist betroffen.
Die CDU-Abgeordneten Michael Donth und Manuel Hailfinger verlangen vom dafür zuständigen Minister Lucha, dass er dies verhindert. Er müsse seine Aufsichts- und Steuerungspflicht gegenüber der KVBW wahrnehmen, um den Erhalt der Notfallpraxis in Münsingen zu gewährleisten.
„Diese Schließung am Standort in Münsingen ist aus unserer Sicht in keiner Weise akzeptabel und völlig unverantwortlich. Die Notfallpraxis in den Räumen der Kreiskliniken Reutlingen an der Albklinik in Münsingen ist an Wochenenden und Feiertagen von 10.00 bis 16.00 Uhr erste Anlaufstelle für die Patientinnen und Patienten. Dabei deckt Münsingen nicht nur die Stadt mit ihren 15.000 Einwohnern ab, sondern weite Bereiche der dünn besiedelten Schwäbischen Alb im Kreis Reutlingen und darüber hinaus“, so der Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Hechingen-Münsingen und Mitglied des Aufsichtsrates der Kreiskliniken Reutlingen, Manuel Hailfinger.
„Schon heute stellen wir bei unseren Kreiskliniken fest, dass viele Patienten vor allem auch an den Wochenenden und Feiertagen in den Notaufnahmen der Kreiskliniken Reutlingen aufschlagen, die dort an der falschen Stelle sind. Viele von ihnen gehören gerade nicht in eine Klinik, sondern in eine Praxis eines niedergelassenen Arztes. Das führt zu Überlastung, zu deutlich höheren Kosten und Defiziten bei den Kliniken. Und es führt zu großem Unmut und Frustration bei den Menschen, die das Krankenhaus tatsächlich brauchen und auch bei denen, die dort arbeiten. Das System der Notfallpraxis am Standort und in den Räumen der Klinik, wie wir es im Kreis eingeführt haben, hat sich bewährt. Dieses müsste zur Reduzierung der Fehlnutzung der Notaufnahmen eher noch gestärkt als reduziert werden!
Hinzu kämen noch deutlich weitere Anfahrtswege in unserem Flächenlandkreis, einschließlich der Verschärfung durch die Überwindung der Albauf- und -abstiege, welche vor allem im Winter und bei schlechtem Wetter eine weitere Hürde darstellen. Wir haben ohnehin eine Unterversorgung und nicht ausgeglichene Verteilung von niedergelassenen Ärzten im Landkreis“, der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth, der langjähriges Mitglied des Aufsichtsrates der Kreiskliniken ist.
Und auch der Eindruck, den die Menschen im ländlichen Raum dadurch bekämen, dass sie und ihre Lebensrealität in der Politik nicht wahrgenommen werden, sei brandgefährlich, so beide Abgeordnete.
„Die Menschen brauchen auch in Zukunft einen verlässlichen, gut erreichbaren und schnellen Zugang zu ärztlicher Versorgung, unabhängig davon, ob sie im Ballungsraum oder auf der Alb leben. Die Menschen auf dem Land zahlen die gleichen Beiträge, Abgaben und Steuern wie in der Stadt. Ziel der Politik im Land und im Bund ist völlig zu Recht die Schaffung und Gewährleistung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Und da gehört die medizinische Grundversorgung unzweifelhaft dazu, die Schließung der Notfallpraxis in Münsingen definitiv nicht!
Der Landkreis Reutlingen und die Kreiskliniken Reutlingen wollen eine zukunftsfähige Lösung auf den Weg bringen und den ärztlichen Bereitschaftsdienst der Zukunft erproben. Gemeinsam mit den Kreiskliniken haben wir der KVBW ein zukunftsfähiges Konzept vorgestellt, mit dem die ambulante Notfallversorgung auch im ländlichen Raum sichergestellt und gesteuert werden könnte – ohne lange Fahrtzeiten. Ob sich das Modell bewährt und den Bedürfnissen unserer Patienten entspricht, muss sich erst beweisen. Deshalb ist es unabdingbar, dass mindestens so lange die bewährte Notfallpraxis in Münsingen erhalten bleibt“, so die Abgeordneten.
Den gemeinsamen Brief von Michael Donth MdB und Manuel Hailfinger MdL finden Sie hier.
Die Brief der Kassenärztlichen Vereinigung finden Sie hier, die Pressemitteilung dazu hier.