Sorge um das UNESCO-Label

Südwest Presse, 21.07.2017

Einen Steinbruch besucht man nicht alle Tage. Gestern stattete der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth dem Zaininger Steinbruch einen Besuch ab. Donth hatte seinen Parteikollegen Dr. Klaus-Peter Schulze zur Besichtigung des Unesco-Geoparks Schwäbische Alb eingeladen. Beide Abgeordnete gehören dem Ausschuss für Tourismus des Bundestags an, Schulze aus dem Wahlkreis Spree/Neiße ist zudem im Umweltausschuss für die Großschutzgebiete zuständig – und damit auch für den Geopark, der weit über das Gebiet des Biosphärengebietes Schwäbische Alb hinausragt.

Mitglieder zahlen Hauptteil

Geopark-Geschäftsführer Dr. Siegfried Roth nutzte die Gelegenheit, um zusammen mit Heinz Sprenger vom Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg Werbung in eigener Sache zu machen. Denn Roth sieht den Geopark im Hintertreffen, fürchtet gar um das Unesco-Siegel, dass dem Geopark Schwäbische Alb 2015 verliehen wurde. „Bisher erhalten wir keinerlei Förderung durch das Land oder den Bund“, fasst Roth das Grundproblem zusammen. Der Geopark finanziert sich bis dato ausschließlich über die Mitgliedsbeiträge der Landkreise und Kommunen sowie einiger weiterer Mitglieder. Die Interessengemeinschaft Steine und Erden trägt zudem zehn Prozent zum Haushalt des Geoparks bei.

Zwei Personalstellen

Große Sprünge sind damit für Roth und sein kleines Team nicht möglich. Doch die Unesco fordert für die Rezertifizierung eine stetige Weiterentwicklung des Geoparks – der ja schließlich auch den Tourismus auf der Alb weiterbringen und zugleich einen Bildungsauftrag erfüllen soll, wie dies etwa durch die Geologie-Koffer geschieht, welche der Geopark Schulen zur Verfügung stellt. „Das Biosphärengebiet hat 15 Stellen – wir haben eben nur zwei“, sagt Geschäftsführer Roth. Über die Millionensumme, welche für den Nationalpark im Schwarzwald zur Verfügung  gestellt wurde, kann Roth nur staunen.

Für Heinz Sprenger ist dies völlig unverständlich. „Wir sind schließlich in der Lage, hier etwas zu bieten“, sagt Sprenger und verweist auf die erst kürzlich erfolgte Ausweisung der Eiszeithöhlenkunst als Weltkulturerbe. Doch während in Sachsen-Anhalt für die „Himmelsscheibe von Nebra“ eigens ein repräsentatives Museum am Fundort gebaut wurde, würden die Funde in Baden-Württemberg „auf das ganze Land verteilt“.

Für den Industrie-Lobbyisten ist klar: „Wir erwarten vom Land eine ordentliche Finanz- und Personalausstattung für den Geopark.“ Schließlich leiste der Geopark auch eine wichtige Aufklärungsarbeit für die Wirtschaft, indem geologisches Wissen vermittelt würde und damit auch das Verständnis für die Rohstoffgewinnung im Land wachse.

Wertvolle Biotope

„Steinbrüche sind Fenster zur Geologie“, nennt Dieter Rösch vom Zaininger Steinbruch einen passenden Aspekt. Durch die Arbeit des Geoparks würde das Bewusstsein geweckt, welche Biotope mit seltenen Tieren und Pflanzen Steinbrüche schon in der Abbauphase darstellen würden. Sie seien eben nicht nur „Wunden in der Landschaft“. In Zainingen etwa habe in diesem Jahr ein Uhu-Pärchen gebrütet – Mitten im Schotterwerk.

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