Liebe Leserin, lieber Leser,
das war für mich persönlich eine sehr seltsame und eingeschränkte Sitzungswoche. Weil mein Corona-Test am Samstag positiv war, konnte und wollte ich auch nicht zur Sitzungswoche nach Berlin reisen. Dennoch habe ich die vorbereitenden Sitzungen und auch die Ausschusssitzungen per Videozuschaltung mitmachen können, bis hin zur Fraktionssitzung.
Am vergangenen Freitag waren Alexander Dobrindt und Friedrich Merz zweieinhalb Stunden zum Gespräch bei Bundeskanzler Scholz. Es ging darum auszuloten, was man gemeinsam tun kann, um den Zustrom von Migranten nach Deutschland zu begrenzen. Basis war unser Papier mit ganz konkreten Vorschlägen, welches Sie hier finden. Der Kanzler fand einiges davon durchaus unterstützenswert. Nun gab es zusätzlich am Montag die lange Konferenz der Ministerpräsidenten mit dem Bundeskanzler, wo es in intensiven Beratungen auch primär um die Frage der Flüchtlinge ging. Leider kam da nur ein Minimalkompromiss heraus. Positiv ist, dass es nun vorrangig Sachleistungen statt Geldüberweisungen geben soll, die mittels eines Kartensystems abgewickelt werden sollen. Ein zweiter positiver Punkt ist, dass zukünftig die Leistungen an Asylbewerber nicht bereits nach 18 sondern erst nach 36 Monaten auf das Bürgergeldniveau angehoben werden.
Aus unserer Sicht elementare Punkte kommen dagegen nicht vor. Es ist nicht vorgesehen,
- dass der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte (das sind Menschen, die keinen rechtlichen Grund haben, bei uns dauerhaft zu bleiben und aus humanitären Gründen nicht abgeschoben werden können) ausgesetzt wird,
- die freiwilligen Aufnahmeprogramme für Menschen aus Drittstaaten auszusetzen,
- zu verhindern, dass massenhaft Mehrfachanträge gestellt werden. Das erfolgt durch Personen, die Asyl beantragen, 6 bis 9 Monate hier sind (und Leistungen bekommen), eine Ablehnung erhalten, dann ausreisen und nach einigen Monaten erneut kommen, und so weiter,
- weitere Länder, aus denen Asylbewerber eine Anerkennungsquote nahe bei 0% haben, zu sog. Sicheren Herkunftsländern zu erklären, was deren Abschiebung extrem erleichtern und beschleunigen würde,
- oder die vorgesehene Turboeinbürgerung für Menschen z.T. bereits nach drei Jahren Aufenthalt in Deutschland zurückzunehmen.
Deshalb wird das, was nun vorgesehen ist, aus unserer Sicht auch nicht nennenswert dazu beitragen den Zuzug von Menschen in unser Land und in unser Sozialsystem zu reduzieren. Wobei noch angeführt werden muss, dass ein Teil dessen, was nun beschlossen wurde, im Mai schon einmal beschlossen worden war, aber nicht umgesetzt wurde. Schauen wir mal, ob es dieses Mal anders sein wird.
Noch ein anderer Gedanke: vor einem Monat, am 7. Oktober hat die Terrororganisation Hamas einen was Todesopfer und Brutalität angeht, noch nie dagewesenen Terrorangriff auf Zivilisten und den Staat Israel durchgeführt. Rund 1.400 Menschen wurden zum Teil bestialisch ermordet, über 200 Frauen, Männer und Kinder wurden als Geiseln nach Gaza verschleppt. Und der Staat Israel hat daraufhin sein Recht auf Selbstverteidigung wahr genommen und begonnen gegen die Hamas zurückzuschlagen. Weil diese Terroristen aber im Gaza-Streifen ganz bewusst unter Inkaufnahme von zivilen Opfern ihre Abschussbasen, Kommandoeinrichtungen und dergleichen in Wohngebieten, Schulen oder Krankenhäusern unterbringen, gibt es dabei auch zivile Opfer. Wie viele genau, lässt sich nicht exakt verifizieren, da die Berichte der Palästinenser durch die Hamas selbst gesteuert sind. Bis hin zu gefälschten oder mit mittlerweile schon identifizierten Schauspielern aufgenommenen Videoschnipseln. Manche sprechen gar in Anlehnung an „Hollywood“ von „Paliwood“. Aber dieses führt dazu, dass die Stimmung gegen Israel kippt und vermehrt Völkerrechtsverletzungen nur noch bei Israel gesehen werden. Aus meiner Sicht kann man das so nicht stehen lassen. Nur drei Punkte, um dies zu untermauern:
- Mehr als 24 Stunden vor dem Gegenschlag auf Gaza hat Israel dies angekündigt und die Zivilbevölkerung gewarnt, sich von dort zurückzuziehen. Welcher Aggressor, dem die Menschenrechte egal sind tut dies? Die Hamas hat es nicht getan, Putin in der Ukraine übrigens auch nicht.
- Die Einsätze in Gaza erfolgen nicht willkürlich, sondern sind abgewogen und zielgerichtet.
- Bekanntermaßen liegt die Zentrale der Hamas unter dem größten Krankenhaus von Gaza, sodass die Patienten, Ärzte und Pfleger ihr als menschliches Schutzschild dienen. Ein Staat, den die Menschenrechte nicht interessieren, hätte darauf keine Rücksicht genommen und mit Raketen Angriffe gestartet. Das haben sicher auch manche erwartet. Israel macht das aber nicht und versucht über den aufwändigeren und für sie verlustreicheren Bodenkampf dort hin zu kommen.
Aber eines ist völlig klar: es muss so schnell als möglich wieder Frieden im Heiligen Land geben. Viele verlangen von Israel deswegen, dass es seine Kampfhandlungen einstellt. Es gäbe jedoch noch einen zweiten Weg, nämlich wenn die Hamas aufhören würde Israel mit Raketen zu beschießen und die Geiseln wieder frei ließe.
Bleiben Sie gesund.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Ihr
Michael Donth MdB